Montag, 25. März 2013

A lot to feel about Sarah Schönfeld


 
 
Die Künstlerin Sarah Schönfeld (*1979) hat an der UdK Berlin studiert und arbeitet heute in ihrem Studio in Berlin-Kreuzberg. Ihre Photographien beschäftigen sich stark mit ihrer eigenen Biographie und darin verknüpft, mit der deutschen Geschichte. In ihrer Arbeit Wende Gelände hat sie Orte ihrer Kindheit in der ehemaligen DDR aufgesucht und in ihrem Zustand, 15 Jahre nach dem Mauerfall, festgehalten. Die Photographien zeigen diese menschenverlassenen Räume oder deren Überreste in ihrem Verfall.
Ein Großvater war jüdischer Abstammung, der andere war in der Wehrmacht aktiv. Dessen Erlebnisse und Eindrücke versucht sie in einer weiteren Arbeit nachzuempfinden. Dazu begleitete sie eine amerikanische Re-Enactment Gruppe bei nachgespielten 2. Weltkriegsszenarien und dokumentierte dies mit verschiedenen, alten Kameras. In ihren Bildern will sie seine Geschichte erzählen. Soldaten sitzen neben ihren Zelten im Schatten der Mittagssonne unter einem hohen, alten Baum dessen lange Äste malerisch in die Photographie hineinhängen und dabei über die Hälfte des Bildraumes einnehmen - die Aufnahme wirkt zeitlos und ruhig und ästhetisiert eigentlich den Zusammenhang des Dargestellten. Aber man kann sich vorstellen, dass ein tatsächlicher Schnappschuss im Lager der Soldaten sehr ähnlich ausgesehen hätte.
Letztes Jahr waren ihre Werke in der Ausstellung Lost Places. Orte der Photographie in der Hamburger Kunsthalle u.a. neben Thomas Struth und Candida Höfer zu sehen. Aktuell präsentiert die Galerie FELDBUSCHWIESNER in Berlin Sarah Schönfelds neue Serie All You Can Feel erstmals in einer umfangreichen Einzelausstellung. Die Photographien zeigen abstrakte bis kristalline Formen in unterschiedlich starker Farbigkeit. Der Entstehungsprozess erinnert eher an Laborarbeit: Drogensubstanzen wie Speed oder mdma wurden in variablen Mengen, in unterschiedlichen Versuchen in Wasser oder Alkohol aufgelöst und auf die Oberfläche der Negative getropft. Dabei reagiert nach einiger Zeit die Drogenflüssigkeit mit dem Material des Negativs, welches Silber enthält und lässt je nach chemischer Verbindung unglaubliche Strukturen und Farben bis hin zu Kristallen auf der Oberfläche entstehen. Dahinter steht selbstverständlich auch eine Theorie: Je nach Wirkung der Droge auf die Gehirnfunktionen soll eben derselbe Effekt auf den Photographien abstrakt sichtbar sein. Eine aufputschende Droge reagiert mit dem Negativ und hinterlässt also extremere Strukturen, als eine Droge mit entspannender Wirkung. In jedem Fall bilden sich faszinierende Effekte, die nur schwer mit etwas anderem vergleichbar sind. Anregung für diese Arbeiten fand die Künstlerin während ihrer langjährigen Nebentätigkeit im Berliner Club Berghain. Ebenso waren es aber auch wieder persönliche Beobachtungen und Erlebnisse, die ihr Interesse an der Wirkung von Medikamenten oder Drogen auf die menschliche Persönlichkeit und Psyche weckten.
Sarah Schönfeld ist eine hochtalentierte Künstlerin, die sehr ästhetische und gehaltvolle Photographien schafft. Als nächstes werden ihre Arbeiten im Künstlerhaus Bethanien vom 24.5.2013 – 16.6. 2013 ausgestellt sein.
 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen