Das
ist das Motto der zehnten Ausgabe der art KARLSRUHE, internationale Messe für
Kunst der Klassischen Moderne und zeitgenössischer Kunst. Vertreten sind um die
220 Galerien aus 13 Ländern auf 35.000 qm Ausstellungsfläche. Die
Besucherzahlen überstiegen wie so oft das Vorjahr: Mit 50.000 Besuchern an fünf
Messetagen ist die art KARLSRUHE die größte Messe Deutschlands –auch
kommerziell gesehen. Das diesjährige Motto steht passend für das dort
anzutreffende Publikum, denn bei solch hohen Besucherzahlen sind
selbstverständlich nicht nur Sammler zu finden, sondern oftmals Einsteiger, die
nicht gleich Millionenbeträge investieren wollen. Überhaupt ist die art
KARLSRUHE eher eine Messe mit solidem Angebot für Sammler als eine Messe für
risikofreudige Investoren. Der Frankfurter Kunsthändler Achim Hagemeier schätzt
vor allem das sehr interessierte Publikum, wie es noch meist in den 80er und
90er Jahren anzutreffen war. An dem sehr stilvollen Stand findet man eine
Auswahl an Kunst der Klassischen Moderne wie Emil Nolde und George Grosz neben
Alex Katz. Die angenehm kommunikative und kontaktreiche Atmosphäre werden auch
im nächsten Jahr für den Kunsthändler ein Grund zur Teilnahme sein.
Geographisch
liegt der Standort Karlsruhe besonders günstig um Publikum aus ganz
Süddeutschland anzulocken und interessanterweise auch zwischen Basel und Köln, wo
in den kommenden Monaten die großen, tonangebende Kunstmessen stattfinden
werden. Der Galerist Edward Karl Schrade (*1941) ist Gründungsvater und bis
heute der Kurator der art KARLSRUHE. Der gelernte Modellschreiner verlor als
19-Jähriger bei einem Motorradunfall seine rechte Hand, wodurch er gezwungen
war dieses Handwerk aufzugeben. Im Jahr 1971 begann er seine Tätigkeit als Ausstellungsmacher
eher nebenbei, indem er in einem Seitenraum der Reutlinger Sparkasse, für die
er damals arbeitete, Kunst ausstellte. Nach ersten Galerien in Kißlegg und
Lindau zog er nach Schloss Mochental an der Donau, wo er bis heute auf 2.500 qm
Ausstellungsfläche Kunst der Klassischen Moderne und Gegenwartskunst zeigt.
Dazu gibt es seit 1999 eine zweite Galerie in Karlsruhe.
Traditioneller
Weise wird im Rahmen der art KARLSRUHE der Hans Platschek-Preis für Kunst und
Schrift an Künstler verliehen, die sich durch kritische Betrachtungsweisen der
Kunst hervorgetan haben, welcher dieses Jahr an den französischen Zeichner,
Maler, Bildhauer und Performancekünstler Guillaume Bruère ging. Der mit 15.000
Euro dotierte art KARLSRUHE-Preis ging an den Stuttgarter Künstler Claude Wall
und seinen Mannheimer Galeristen Angelo Falzone. Die Österreicher Galeristin
und Sammlerin Marita Ruiter, die in Luxemburg die Galerie Clairefontaine
betreibt, präsentiert in der Sonderausstellung der Messe Fotografien von Gisèle
Freund. Sehr beachtenswert, da Fotografie bislang auf der art KARLSRUHE als
unterrepräsentiert galt. Die promovierte Soziologin Gisèle Freund (1908-2000)
war eine der ersten, die die Farbfotografie gezielt für Portraits einsetzte.
Besonders hervorzuheben sind die vielen Bilder Intellektueller wie James Joyce,
Virginia Woolf, Walter Benjamin, Henri Matisse oder Jean-Paul Sartre. Ihre
Fotografien wirken schnappschusshaft obwohl sie meist inszeniert sind und zeigen
das Wesentliche der dargestellten Person auf bemerkenswerte Weise, ob in Farbe
oder noch in Schwarz-Weiß.
Es
ist legitim zu kritisieren, dass das Angebot an zeitgenössischer Kunst noch
leicht hinter dem der Klassischen Moderne ansteht. Ebenso bleiben viele große
und namenhafte Galerien dieser Branche der art KARLSRUHE noch fern. Das mag
daran liegen, dass im nächsten Monat die art Cologne stattfindet, welche die
älteste Kunstmesse Deutschlands ist und international sehr hohen Bekanntheitsgrad
hat. Für diese sind aber auch die Teilnahmebedingungen zu beachten:
Voraussetzung für die Galerien sind mindestens vier wechselnde Ausstellungen
mit zeitgenössischer Kunst pro Jahr. Das schließt reine Kunsthändler ohne
dauerhaft geöffnete Räumlichkeiten im Vorfeld aus, diese sind aber in Karlsruhe
anzutreffen und sorgen für interessante und positife Abwechslung. Wert auf eine
attraktive Gestaltung ihres Messestandes legen wohl alle Teilnehmer aber so
bietet die art KARLSRUHE auch solchen Kunsthändlern eine Möglichkeit der
öffentlichen Präsentation.
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