Die Künstlerin Sarah Schönfeld (*1979)
hat an der UdK Berlin studiert und arbeitet heute in ihrem Studio in
Berlin-Kreuzberg. Ihre Photographien beschäftigen sich stark mit ihrer eigenen
Biographie und darin verknüpft, mit der deutschen Geschichte. In ihrer Arbeit Wende Gelände hat sie Orte ihrer
Kindheit in der ehemaligen DDR aufgesucht und in ihrem Zustand, 15 Jahre nach
dem Mauerfall, festgehalten. Die Photographien zeigen diese menschenverlassenen
Räume oder deren Überreste in ihrem Verfall.
Ein Großvater war jüdischer Abstammung,
der andere war in der Wehrmacht aktiv. Dessen Erlebnisse und Eindrücke versucht
sie in einer weiteren Arbeit nachzuempfinden. Dazu begleitete sie eine
amerikanische Re-Enactment Gruppe bei nachgespielten 2. Weltkriegsszenarien und
dokumentierte dies mit verschiedenen, alten Kameras. In ihren Bildern will sie
seine Geschichte erzählen. Soldaten sitzen neben ihren Zelten im Schatten der
Mittagssonne unter einem hohen, alten Baum dessen lange Äste malerisch in die
Photographie hineinhängen und dabei über die Hälfte des Bildraumes einnehmen -
die Aufnahme wirkt zeitlos und ruhig und ästhetisiert eigentlich den
Zusammenhang des Dargestellten. Aber man kann sich vorstellen, dass ein
tatsächlicher Schnappschuss im Lager der Soldaten sehr ähnlich ausgesehen
hätte.
Letztes Jahr waren ihre Werke in der
Ausstellung Lost Places. Orte der
Photographie in der Hamburger Kunsthalle u.a. neben Thomas Struth und
Candida Höfer zu sehen. Aktuell präsentiert die Galerie FELDBUSCHWIESNER in
Berlin Sarah Schönfelds neue Serie All
You Can Feel erstmals in einer umfangreichen Einzelausstellung. Die
Photographien zeigen abstrakte bis kristalline Formen in unterschiedlich
starker Farbigkeit. Der Entstehungsprozess erinnert eher an Laborarbeit:
Drogensubstanzen wie Speed oder mdma wurden in variablen Mengen, in
unterschiedlichen Versuchen in Wasser oder Alkohol aufgelöst und auf die
Oberfläche der Negative getropft. Dabei reagiert nach einiger Zeit die
Drogenflüssigkeit mit dem Material des Negativs, welches Silber enthält und
lässt je nach chemischer Verbindung unglaubliche Strukturen und Farben bis hin
zu Kristallen auf der Oberfläche entstehen. Dahinter steht selbstverständlich
auch eine Theorie: Je nach Wirkung der Droge auf die Gehirnfunktionen soll eben
derselbe Effekt auf den Photographien abstrakt sichtbar sein. Eine
aufputschende Droge reagiert mit dem Negativ und hinterlässt also extremere
Strukturen, als eine Droge mit entspannender Wirkung. In jedem Fall bilden sich
faszinierende Effekte, die nur schwer mit etwas anderem vergleichbar sind. Anregung
für diese Arbeiten fand die Künstlerin während ihrer langjährigen
Nebentätigkeit im Berliner Club Berghain. Ebenso waren es aber auch wieder
persönliche Beobachtungen und Erlebnisse, die ihr Interesse an der Wirkung von
Medikamenten oder Drogen auf die menschliche Persönlichkeit und Psyche weckten.
Sarah Schönfeld ist eine
hochtalentierte Künstlerin, die sehr ästhetische und gehaltvolle Photographien
schafft. Als nächstes werden ihre Arbeiten im Künstlerhaus Bethanien vom
24.5.2013 – 16.6. 2013 ausgestellt sein.
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